Stadtimkerin Gisela Schiratis-Erlat berichtet:
Wie Neu-Imker den Umgang mit ihren Bienen lernen
– unseren wichtigsten Bestäubern –
Die älteste fossile Biene (Cretotrigona prisca) wurde vor ca. 75 bis 92 Millionen Jahren in Bernstein eingebettet gefunden. Seitdem leistet die Bienen weltweit ihre ökologisch wichtigste Arbeit als Bestäuber. Bienen liefern Honig – das weiß jeder! Doch wer weiß schon, dass sie neben Rind und Schwein zu den drei wichtigsten Nutztieren zählen? Rund 85 % der landwirtschaftlichen Erträge hängen in Deutschland von der Bestäubung durch Honigbienen ab: Die meisten Wild- und Kulturpflanzen sind auf Bestäubung durch Insekten angewiesen, sonst tragen sie keine oder nur kleine, unterentwickelte Früchte. Hongbienen erfüllen diese Arbeit fleißig und zuverlässig, sind damit auch ökonomisch von Bedeutung, weshalb wir sie schützen müssen. Nicht nur Krankheiten, Viren oder die Varroa-Milbe gefährden das Leben der Bienen. Auch Pflanzenschutzmittel können sie schädigen, wenn sie zu hoch dosiert oder zur Flugzeit der Bienen verwendet werden. Vieles muss ein Imker beim Umgang mit seinen Immen wissen und kann es bei einem Kurs für Neu-Imker lernen....
In einem gesunden Volk legt allein die faszinierende Königin im Sommer täglich 2.000 neue Eier – mehr als ihr eigenes Körpergewicht. Zurück vom "Hochzeitsflug", begattet von mehreren Drohnen (männliche Bienen), legt sie im Stock entsprechend viele "Stifte" (Eier) ab – aber pro Wabenzelle nur eines! Ammenbienen versorgen die sich entwickelnden kleinen Larven zunächst mit Gelée Royale, dann mit Futtersaft, bis sich die entwickelte Made verpuppt! Deckel drauf und – nach insgesamt 21 Tagen schlupft die Arbeitsbiene (Drohnen brauchen 24 Tage).
Kaum auf der Welt muss die Arbeitsbiene in ihrer kurzen Lebenszeit von nur 2-6 Wochen im Sommer je nach ihrer Lebensphase Zellen putzen, später Larven füttern, Nektar in Honig umwandeln, Honig einlagern, Waben bauen, den Stockeingang bewachen und schließlich – in ihrer letzten Lebensphase – die wichtigste Aufgabe: Nektar, Pollen und Wasser sammeln (im Winter lebt sie 2-6 Monate bei weniger Arbeit). Drohnen werden unabhängig von der Jahreszeit 1-3 Monate alt, sind in der Minderheit, werden schließlich "nur" im Frühjahr zur Begattung einer jungen Königin "benötigt", werden jedoch etwa im August bei der "Drohnenschlacht" von den Arbeitsbienen aus dem Stock verdrängt – im Winter gilt: Jeder Esser weniger ist gut für das Volk!
"Der Bien" – ein historisch gewachsener Begriff für den Superorganismus des Honigbienenvolkes – ist also eine reine Weiber-Gemeinschaft, die besondere Fähigkeiten entwickelt hat: Sie können durch Muskelzittern für die konstante Temperatur im Stock sorgen (selbst bei frostigen Außentemperaturen wird das Brutnest auf etwa 35 °C erwärmt – bei großer Sommerhitze wird Wasser verdunstet oder mit den Flügeln Luft zugefächert, das kühlt entsprechend).
Die Bienenkönigin (Weisel oder Stockmutter genannt) ist das einzige, geschlechtsreife, weibliche Tier im Volk. Ihr Hinterleib ist gegenüber Arbeitsbiene oder Drohn deutlich größer, enthält mehrere voll entwickelte Eischläuche (Ovarien) und eine Samenblase, wo sie die Spermien (aller sie beim einmaligen Hochzeitsflug begatteten Drohnen) bis an ihr Lebensende aufbewahrt und verwendet. Je nach Größe der Wabenzelle entscheidet sie, ob sie ein befruchtetes (Arbeitsbiene) oder unbefruchtetes (Drohn) Ei legt!
Neben der Eiablage gibt die Königin über ihre Mandibeln die so genannte Königinnensubstanz ab, die einen Botenstoff, das Pheromon, enthält, das die Arbeitsbienen in ihrer Geschlechtlichkeit hemmt und für das Wohlbefinden sowie den Zusammenhalt des ganzen Insektenstaates sorgt. Die Bienen merken sehr schnell, wenn dieser Botenstoff fehlt. Dann ist ihre Königin entweder gestorben oder zu alt um genügend Eier zu legen. Ist Brut vorhanden, so fangen die Bienen an, einige Brutzellen zu Weiselzellen umzubauen und die darin befindlichen Arbeiterinnenlarven durch eine andere Ernährung zu neuen Ersatz-Königinnen heranzuziehen. Bereits nach nur 16 Tagen schlupft eine neue Königin, die auch einen Stachel hat, diesen aber nur vor dem Hochzeitsflug zum Töten von (noch nicht geschlüpften) Rivalinnen einsetzt.
Wächst eine neue Königin heran, wird sich das Volk teilen – ein Schwarm "fällt" (Teil des Volkes zieht mit der alten Königin aus). Auch bei Platznot kommt es zum Schwarm, den der Imker durch rechtzeitiges Handeln verhindern kann. Sechs bis zehn Tage nachdem eine junge Bienenkönigin geschlüpft ist ("Umweiselung") geht sie bei guter Witterung auf den Hochzeitsflug. Dann paart sie sich auf einem Drohnensammelplatz mit mehreren Drohnen im Flug.
Liebe zur Natur, eine sinnvolle und faszinierende Beschäftigung, Freude an der Arbeit mit Tieren, aktiver Natur- und Artenschutz bei nur geringem Zeitaufwand – unabhängig vom Alter, Geschlecht oder vom Beruf findet das Hobby Imkerei immer mehr Zulauf.
Der Imkerverein Maingau e. V. sorgt für die Grundausbildung der Nachwuchs-Imker. Ende März starteten sie mit der Theorie, jetzt lernen sie bis August den Umgang in der Praxis an ihrem eigenen Volk. Die Bienenbeuten (der Stock) stehen während des Imkerjahres im Obst- und Gartenbauverein Dietzenbach e.V.
Infos zu Neu-Imkern finden Sie unter E-Mail: imker@familie-erlat.de / ehenz@t-online.de oder www.imkerverein-maingau.de
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