So jedenfalls wurde ich bezeichnet, als man mich als kleinen Setzling zusammen mit weiteren Geschwistern im NABU-Waldgrundstück am rechten Wegrand zum Wollwiesenteich gepflanzt hat. Aber eigentlich heiße ich Elsbeere. Und ich habe noch viele andere Namen und Titel. Doch davon werde ich später berichten.
Ich will ja nicht angeben, Baum der Zukunft, das klingt ganz toll. Das sollte ich vielleicht erklären, warum man mich so bezeichnet hat, oder? Ach, es gibt sooo viel über mich zu erzählen. So kann man lesen, dass ich eine seltene Schönheit bin. Na, da muss ich ja aufpassen, dass ich nicht eitel werde. Aber gleich zwei neue Attribute, mit denen man mich auszeichnet, da wachse ich doch direkt noch ein Stückchen schneller.
Wir haben ja so eine schicke Info-Tafel hier am Waldrand. Aber sie kann unmöglich all die vielen Dinge über mich notieren. Also erzähle ich sie euch hier. Und ich möchte wetten, ihr habt noch nicht viel von mir gehört und vielleicht habt ihr noch keinen meiner großen Brüder und Schwestern gesehen. Oder doch?
Jetzt stecke ich erst einmal in dieser schicken weißen Wuchshülle. Die schützt uns vor Wildfraß und außerdem – ihr habt es bestimmt gelesen – haben wir ein vorteilhaftes Mikroklima in dieser Hülle und wachsen dadurch viel schneller. Schließlich wollen wir ja hoch hinaus.
Solange ich noch ganz jung bin, komme ich übrigens mit Schatten ganz gut zurecht, aber dann benötige ich viel Licht. Schließlich bin ich ein wärmeliebender Baum. Ich kann sogar Hitze gut vertragen. Konkurrenz durch andere Arten aber so gar nicht. Und weil ich als junges Bäumchen etwas empfindlich bin und durch die viele Konkurrenz manchmal etwas mickrig im Wald aussehe, werde ich leider zu Gunsten von z. B. Buchen – die brauchen halt nicht so viel Licht wie ich – entfernt. Ist das nicht gemein? Wo ich doch der Baum der Zukunft bin und eine seltene Schönheit?!
Aber wenn wir alle genug über mich wissen, dann, ja dann kauft ihr euch vielleicht auch eine Elsbeere für euren Garten? Oder die Städte kaufen Elsbeeren für ihre Parks? Ein Baum der euch tollen Schatten spendet und schöne Farben!
Es lohnt sich, ihr werdet sehen.
Eine Elsbeere für den Garten? Da wollt ihr sicher erst einmal wissen, wo ich denn so herkomme und wo ich überall wachse. Nun, mein Verbreitungsgebiet – so sagt man wohl – ist Mitteleuropa. Also vom südlichen Mitteleuropa bis zum nördlichen Südeuropa. Klingt irre, oder? Ist aber nicht von mir. Wie ihr auf der Karte seht, liegt ein deutlicher Schwerpunkt in Frankreich und Italien.
Ich liebe halt nährstoffreiche, warme und eher trockene oder wechseltrockene Standorte. Aber zu Böden und meiner Umgebung werde ich euch vielleicht an anderer Stelle etwas erzählen.
In Deutschland – so kann man lesen – könnte man mich aufgrund meiner Seltenheit als „heimischen Exoten“ bezeichnen. Hah! Schon wieder ein toller Titel.
Ihr findet mich in den Mittelgebirgen und meine Kältegrenze habe ich im Norden. Aber da wird es sicher auch bald immer wärmer und wer weiß, wie weit ich es noch schaffe.
Mein größtes Vorkommen in Bayern liegt im unterfränkischen Muschelkalkgebiet. In Deutschland wurden 80.000 Individuen meiner Art erfasst, rund die Hälfte davon in Franken. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung hat im Rahmen eines Projektes zur Erfassung seltener Baumarten in den Jahren 2010 – 2013 meine Verwandten gezählt. Könnt ihr alles auf Wikipedia nachlesen. 80.000 klingt viel, aber ist doch sooo wenig.
In Hessen gelte ich übrigens als ganz seltene Baumart, das steht so in einer Notiz beim Hessischem Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Na, da kann man doch etwas ändern, so wie es der NABU Dietzenbach gemacht hat. Nehmt euch den als Beispiel. Ohne solch engagierte Menschen stände ich jetzt nicht hier und warte sehnsüchtig darauf, über meine Hülle hinaus zu schauen.
Wo in Deutschland überhaupt Elsbeeren stehen, der kann hier nachschauen:
https://www.monumentaltrees.com/de/deu-sorbustorminalis/
Ich weiß natürlich nicht, ob diese Listen vollständig oder aktuell sind, aber ich finde es ganz schön toll, dass Menschen sich die Mühe machen und meine vielen Verwandten dokumentieren.
Meine kleinen Geschwister hier in der Nähe des Wollwiesenteiches sind übrigens nicht die einzigen Elsbeeren. Wir haben auch größere Geschwister. Da staunt ihr, oder? Die nächste ausgewachsene Verwandte soll bei Götzenhain leben und einer der schönsten Bäume Nordhessens steht wohl in der Nähe von Witzenhausen habe ich gehört.
Die Elsbeere. Oder auch schöne Else, wie ich manchmal genannt werde. Wie komme ich zu diesem Namen? Oder heiße ich eigentlich ganz anders?
© 07.2020 E. S.
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